Gemeinsame Pressemitteilung des Deutschen EC-Verbandes und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
Sexualisierte Gewalt: EC-Verband und EKKW suchen weitere Betroffene
Beschuldigter Pfarrer war in Jugendverband tätig – Vorfälle in den 1980er-Jahren
Der Deutsche Jugendverband „Entschieden für Christus“ (EC) und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) haben von sexuellen Übergriffen an einem Jugendlichen durch einen inzwischen verstorbenen Pfarrer erfahren; mutmaßlich gibt es weitere Personen, die als Kinder oder Jugendliche betroffen waren. Die Vorfälle, die der Betroffene schilderte, sollen sich in den 1980er-Jahren ereignet haben. Der Beschuldigte war seinerzeit in dem bundesweiten Verband mit Sitz in Kassel in verantwortlicher Position beschäftigt.
Der Betroffene hatte dem Verband von mehreren Übergriffen berichtet, denen er selbst ausgesetzt gewesen sei. „Wir haben diese Schilderungen von Anfang an sehr ernst genommen“, sagt Klaus Göttler, Generalsekretär des Deutschen EC-Verbandes.
Auch an die Unabhängige Anerkennungskommission (UAK) der Landeskirche hatte sich der Betroffene gewendet. „Juristisch ist der Fall verjährt und nach dem Tod des Beschuldigten nicht mehr vollständig aufzuklären“, erläutert Sabine Kresse, Leiterin der Fachstelle zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der EKKW. Die UAK glaubt dem Betroffenen. Die EKKW, bei der der Pfarrer beschäftigt und für seinen Dienst beim EC-Verband beurlaubt war, hat eine Anerkennungsleistung gezahlt, berichtet Kresse.
Die Landeskirche hat zudem Kenntnis von weiteren Vorfällen erhalten, die Übergriffe des Beschuldigten in anderen Arbeitszusammenhängen nahelegen. Gemeinsam mit dem EC-Verband sucht sie daher nach möglichen weiteren Betroffenen und ermutigt sie, sich zu melden – dies auf Wunsch auch bei anderen, nicht-kirchlichen Anlaufstellen, unterstreicht Kresse. Die Suche ist auch im Sinne des Betroffenen.
Der Beschuldigte war ab Mitte der 1970er-Jahre Gemeindepfarrer in Großalmerode (Werra-Meißner-Kreis). Anfang der 1980er-Jahren wechselte er zum Deutschen EC-Verband. Dort war er bis in die 1990er-Jahre bundesweit tätig und stand im Kontakt mit zahlreichen jungen Menschen. Es folgten weitere berufliche Stationen im Kurhessischen Diakonissenhaus in Kassel sowie als Gemeindepfarrer in Kirchheim (Landkreis Hersfeld-Rotenburg).
„Wir setzen uns dafür ein, dass junge Menschen bei uns ein geschütztes Umfeld erleben. Umso tiefer sind wir betroffen und entsetzt, von Übergriffen zu hören, sagt EC-Generalsekretär Göttler. Er ergänzt: „Jede Form der Gewalt hat im EC keinen Platz. Wir müssen schmerzlich anerkennen, dass es uns im EC offenbar in der Vergangenheit nicht gelungen ist, für alle jungen Menschen einen sicheren Rahmen zu schaffen und Gewalt zu verhindern. Umso mehr liegt es in unserer Verantwortung, Präventionskonzepte umzusetzen, die wir in den letzten Jahren konstant weiterentwickelt haben. Wir werden aufarbeiten, wo Systeme und Strukturen Missbrauch begünstigt und ermöglicht haben und Betroffene unterstützen, das erlittene Unrecht zu bearbeiten.“
Auch die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck stellt sich dem Thema sexualisierte Gewalt. Sie setzt sich für einen wirksamen Schutz, für Aufklärung, für die Unterstützung Betroffener sowie für die Aufarbeitung vergangener Fälle ein. „Wir müssen alles tun, damit denen, die Gewalt erfahren haben und deren Vertrauen missbraucht wurde, zugehört wird, ihr Leid anerkannt und das Unrecht, das ihnen geschehen ist, klar benannt wird“, macht Prälat Burkhard zur Nieden deutlich.
Kontaktmöglichkeiten für Betroffene:
- Zentrale Anlaufstelle.help, Tel. 0800 5040112, E-Mail
- Leiterin der EKKW-Fachstelle zum Umgang mit sexualisierter Gewalt, Sabine Kresse,
Tel. 0561 9378404, E-Mail - Anlaufstelle des Gnadauer Verbandes: Martin Leupold, Weisses Kreuz, Tel. 05609 839930;
Online: https://gnadauer.de/der-verband/anlaufstelle/