Statement zu: „Berufen – Glaubst du nicht? Bist du aber!“
Das Thema Berufung ist ein Thema, das viele Jugendliche und junge Erwachsene beschäftigt. In der letzten Ausgabe der Entschieden und auf Social Media gaben sechs von ihnen ein Statement ab, was Berufung für sie bedeutet.
Ich heiße Sabrina und habe Ende Februar mein Referendariat im Förderschulbereich abgeschlossen. Seit März arbeite ich nun als Förderschullehrerin und bin direkt Klassenleitung einer 7. Klasse geworden. Erzähle ich Menschen in meinem Umfeld, dass ich Lehrerin bin und behinderte Kinder und Jugendliche unterrichte, ist eine häufige Reaktion: „Oh, das könnte ich nicht. Dazu muss man aber geboren sein.“ Christen sagen: „[…] Dazu muss man aber berufen sein.“ Bin ich zum Lehrer-Sein geboren? Aus meiner Sicht nicht wirklich. Vor Leuten zu sprechen habe ich nie sonderlich gerne gemacht; Unterricht zu planen kann ganz schön lange dauern; beim Unterrichten geht auch mal einiges schief. Du kannst jedoch super viel lernen und dir einiges an „Know how“ aneignen, auch wenn du von dir selbst nicht sagen würdest, dass du dazu geboren wurdest. Aber fühle ich mich zum Lehrer-Sein berufen? Das kann ich mit einem klaren „ja“ beantworten. Ich habe keine krasse Stimme gehört, die mir irgendwann gesagt hätte: „Sabrina, du wirst Lehrerin werden.“ Für mich ist der Umgang mit den Schülerinnen und Schülern aber eine Chance, sie (hoffentlich) positiv zu prägen. Ihnen durch meine Art und meinen Umgang mit ihnen zu vermitteln, dass ich es zu 100 Prozent gut mit ihnen meine. Dass sie Fehler machen dürfen, die aber kein Weltuntergang sind, sondern Chancen, daraus zu lernen. Ihnen vorzuleben, dass ich mir mit meinem Gegenüber nicht zwingend die Köpfe einschlagen muss. Dass die Stoffvermittlung nicht immer an erster Stelle stehen muss, wenn gerade andere Brände zu löschen sind. Ich wünsche mir, dass meine Schülerinnen und Schüler über sich hinauswachsen können, aber auch gleichzeitig ihre eigenen Grenzen kennen und anerkennen lernen. Ja, du kannst dir sehr viel an „Technik“ aneignen, aber deine Grundhaltung gegenüber deinen Schutzbefohlenen, und das sind meine Schülerinnen und Schüler nun mal, kannst du nur bedingt ändern. Wenn die Kinder und Jugendlichen im Schulalltag neben allem fachlich-inhaltlichen noch etwas über meinen Glauben erfahren, dann ist das für mich eine riesengroße Chance. Sei es, wenn ich vom Wochenende erzähle und was am Sonntag in der Gemeinde passiert ist; wenn ich ihnen die Weihnachtsgeschichte aus christlicher Sicht erzähle; oder sie merken „Frau M. ist anders als die anderen Lehrer.“ Bin ich dazu berufen, technisch einwandfreien Unterricht abzuliefern? Im Moment sicher nicht. Bin ich dazu berufen, meine Schüler auf vielfältige Weise positiv zu prägen und ihnen so meinen Glauben näherzubringen? Mit Sicherheit!
Sabrina Meth