Christsein in der DDR

Lieberknecht teilt persönliche Erlebnisse zu epochalen Ereignissen – Christsein in der DDR

  • Christine Lieberknecht, thüringische Ministerpräsidentin a.D., teilt mit jungen Menschen persönliche Einblicke und Erlebnisse zu ihrer christlichen Sozialisation in der DDR und während der Wiedervereinigung.
  • Lieberknecht zu Gast bei der Vertreterversammlung des Deutschen EC-Verbandes (10.-13.3.2022 in Woltersdorf bei Berlin), in deren Rahmen das Kompendium „Christsein zwischen Selbstbehauptung und Anpassung“ von Autor Konrad Flämig vorgestellt wurde.

Als die spätere Ministerpräsidentin von Thüringen 1964 eingeschult wurde, erlebte sie „Schikanen und Gängelei“ aufgrund ihres christlichen Glaubens. „Nicht wenige Schülerinnen und Schüler sind an der Massivität des Angriffs auf ihre persönliche Glaubensüberzeugung zerbrochen“, berichtete sie. Sie selbst habe in christlichen Gruppen als junges Mädchen Geborgenheit durch Lieder empfunden und später dort gelernt, argumentativ DDR-Lehren zu kontern wie Marx These, Religion sei Opium fürs Volk, oder die Aussage des ersten Menschen im Weltall, Juri Gagarin, er habe im Weltall keine Spur von Gott gesehen. Auch Biografien von Christen wie Dietrich Bonhoeffer und Martin Luther King gaben ihr „das Gefühl, dass unser christlicher Glaube alles andere als ein Opium ist“. Als Abiturientin und Theologiestudentin habe sie sich mit ihren christlichen Freunden mit „den großen Gottsuchern aus der Literatur“, wie Dostojewski oder Tolstoi auseinandergesetzt.

Dabei habe es sie besonders geprägt, christliche Gemeinschaft zu erleben, im Gegensatz zu „staatlicher Bevormundung und sozialistischer Indoktrination“. Lieberknecht berichtete: „Dabei spielten Evangelisationen in unseren Gemeinden eine ganz besondere Rolle. Unvergessen sind mir die regelmäßigen Besuche von unserem Thüringer Evangelisten Eberhard Laue, der für uns Kinder ein besonders beliebter Gast in unserer Pfarrfamilie war.“ Und weiter: „Mit seiner Gitarre und seinen Liedern waren damals ganze Dörfer in Bewegung für Jesus Christus.“ Auch darüber, wie intensiv christliche Freizeiten sie geprägt haben, sprach Lieberknecht vor rund 80 Verantwortungsträgern aus der EC-Bewegung sowie geladenen Gästen: „Es war doch gerade die Kraft, die aus der biblischen Botschaft kam, die Jugendliche mitten in den staatlich verordneten Lügengebäuden nach der Wahrheit fragen ließ und den Absolutheitsanspruch der staatlichen Lehren und ihrer Propagandisten infrage stellte. Wer sich durch die Bibel zurüsten ließ, der wusste: Allein Gott ist allmächtig. Er hat noch jeden irdischen Herrscher zuschanden werden lassen.“ Auch wie sie die Friedliche Revolution erlebte, berichtete Lieberknecht detailliert. Letztlich seien es kleine Gruppen gewesen, „aus denen die unwiderstehliche Kraft der Gewaltlosigkeit erwuchs. Die Botschaft Jesu machte sie zu Friedensstiftern. Ich finde, das ist eine bleibende Ermutigung auch für unsere heutige Zeit.“

Lieberknecht sprach im Rahmen eines Festaktes zur Buchvorstellung „Christsein zwischen Selbstbehauptung und Anpassung“ bei der Vertreterversammlung des Jugendverbands „Entschieden für Christus“ in Woltersdorf. Ausrichter des Festaktes waren der Deutsche EC-Verband sowie der Gnadauer Gemeinschaftsverband. Auch Autor Konrad Fläming war vor Ort und beschrieb seine Motivation, das Werk zu schreiben: „Damit nicht in Vergessenheit gerät, mit welchen Herausforderungen wir uns in der DDR herumgeschlagen haben, musste ich dies dokumentieren. Ein besonderer Dank gilt dadurch allen, die unter schwierigen Bedingungen christliche Kinder- und Jugendarbeit gemacht haben.“ Das Buch beschreibt die Geschichte des Gnadauer Kinder- und Jugenddienstes in der DDR vom Aufbau bis zur Wiedervereinigung. EC-Generalsekretär Klaus Göttler bedankte sich beim Autor: „Das Buch wird ein Schatz unserer EC-Arbeit sein.“

Der Deutsche Jugendverband „Entschieden für Christus“ (EC) e.V. mit Sitz in Kassel engagiert sich seit mehr als 120 Jahren in Deutschland für christliche Kinder- und Jugendarbeit. In wöchentlichen Gruppen werden über 40.000 junge Menschen erreicht. Die weltweite, überkonfessionelle EC-Bewegung hat ca. 2.000.000 Mitglieder und ist in etwa 50 Staaten aktiv.

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